Völlig unbekümmert habe ich bei einem netten Gespräch bei einem Glas Mochito gefragt: "Was ist Remark?" In meiner Naivität habe ich doch tatsächlich gelaubt, es würde sich um ein russisches Wort handeln, das ich nicht kenne (gibt ja noch ein Paar davon). Die betretene Stille und die ungläubigen Blicke sollten mich eines Besseren belehren.
-"Du kennst Erich Maria Remarque nicht?!"
-"Äh nein, denke nicht..."
- "Die 3 Kameraden?"
-"Nein.."
- "Die Nacht von Lissabon?"
Hmm. Ich habe jetzt auf Wikipedia gelesen, dass auch "Im Westen nichts Neues" von ihm geschrieben wurde, und DAS kenne ich immerhin. Aber das haben sie natürlich nicht gefragt. Nun ja.
Blöd nur, dass ich 20 Minuten davor auch noch zugegeben habe, den eben gezeigten Film zwar durchaus spannend, aber ein bisschen zu intellektuell für meinen Geschmack gefunden zu haben. (Ja, der Schnitt war fantastisch; ja, die Personenkonstellation psychologisch raffiniert - aber warum musste nur der Junge mit seiner Tante in die Kiste steigen und danach auch noch ihren Hund im Pool ertränken? Ich begreife einfach nicht, warum sogenannte Künstler ständig einen Inzest in ihre Werke bringen müssen - wir haben nun mal wirklich wichtigere Probleme!)
Wie auch immer. Eigentlich sollte man ja wissen, dass man Arbeitskollegen und Mochitos nicht miteinander in Verbindung bringen sollte;-)
Wir hatten dieses Wochenende nun die Ausstellung der Kunstwerke aus Müll, weshalb ich am Freitag bis um 1 mitgeholfen habe, alles herzurichten. War sehr anstrengend, aber es war auch schön, denn am Schluss sah es wirklich ganz ansehnlich aus, hätte ich nie gedacht. Gestern war dann Preisverleihung (und dann eben der inzest
iöse Film Ping-Pong) usw.
Naja, ansonsten war der heute Tag eigentlich recht abenteuerlich, da ich mit Dmitiri und seiner Freundin auf eine kleine Spritztour aus der Stadt raus mitgefahren bin. Mir ist natürlich klar, dass ein junger Russe mit zwei Ladies im Auto kaum wie ein zahmes Kätzchen fahren wird, aber dann habe ich doch ein paar Mal leer geschluckt. Aggressiv ist nur der Vorname seines Fahrstils. Dazu hat er manchmal telefoniert, manchmal das Navi bedient und im Hintergrund lief in ohrenbetäubender Lautstärke "und deine seele verbräääääääääääääännt" bummbummbummbumm (von seinem Musikgeschmack habe ich euch ja schon erzählt;-). Aber ich muss sagen, sein Zickzackkurs und die spontane Erschaffung eines dritten Fahrstreifens war sehr effektiv. Und warum soll man nicht auf der Busspur vorpreschen, wenn sowieso niemand da ist?
Zwischendurch hat er sich mal erkundigt, ob ich Angst hätte, da ich den Sicherheitsgurt umgelegt hätte - denn das sei in der Stadt nicht nötig, die Polizei sehe das nicht...
Und heute Abend schliesslich, da habe ich mich mit einer kaukasischen Russin getroffen, die ich mal zufällig auf dem Nevskij getroffen habe. Es war fantastisch mit ihr, ich habe ihr ein bisschen Englisch beigebracht und dabei mehr Russisch als sie Englisch gelernt - und sie hat mir gezeigt, wie man sich für ein Foto richtig posiert:-) Ehm ein bisschen dumm ist, dass sie auch oft von ihrem Cousin erzählt hat und wir den dann auch "zufällig" auf dem Nachhauseweg getroffen haben - ja. Ich finde es eigentlich gemein, solche Vorurteile zu haben ("war ja klar, dass die mich gleich verheiraten will"), aber weil ihre Kultur so anders ist, habe ich ein bisschen Angst, etwas falsch zu machen, was dann als Interesse gedeutet wird und am Schluss alle total böse auf mich sind. Habe vorsichtshalber meinen Facebookstatus auf "in a relationship" gesetzt, vielleicht hilft's ja.