Liebe alle, die ihr vielleicht gehofft (oder befürchtet) habt, klein Ursina würde eine tüchtige russische Missionarin werden: VERGESST’S! Ich bin nicht für dieses Feriencamp-Leben geschaffen und will einfach nur mein eigenes Zimmer, meine eigene Küche und mein eigenes Bad. Ich will keinen kalten Aufenthaltsraum mit durchgesessenen Sofas und keine Teller mit Frühstücksresten des Vorgängers daran. Ich will Privatsphäre und Sauberkeit. Nicht, dass ich das nicht vorher schon gewusst hätte… wollte das nur Mal klarstellen;-) Und keine Angst, ich laufe nicht den ganzen Tag mit einem Lätsch durch die Gegend, aber ich freue mich schon reeeecht auf den 29. Juni……
Alles ist so kalt, ungemütlich und dreckig. Heute war Putzmorgen, sprich: Man wirbelt den ganzen Dreck mit dem Besen auf, klebt ihn mit Mopp und kaltem Wasser anschliessend wieder am Boden fest und last but not least hinterlässt noch jeder YWAM-Arbeiter seine ganz persönliche Signatur in Form von Schuhabdrücken. Konnte mich wirklich nicht entscheiden, ob es nachher oder vorher appetitlicher ausgesehen hat…
Nach dem Putzen gab’s Gebet und Tee und anschliessend bin ich mit einem Russen und einer Kanadiern in ein Hospiz gefahren. Das Auto hättet ihr sehen müssen!! Ausrangierter Militärjeep, erst 9 Jahre alt aber ich hätte schwören können, dass er aus vorsowjetischer Zeit stammt… Zusammen mit den Schlaglöchern gab es eine ziemlich unterhaltsame Fahrt J Für’s Hospiz (bzw. Altersheim) hatte ich mich aufs Schlimmste gefasst gemacht, aber es war dann weniger schlimm als erwartet, allerdings habe ich auch nicht viel von der Station gesehen. Mein Russisch scheint sich ausgezeichnet für Gespräche mit alten Frauen zu eigenen: Kann sie nach ihren Enkelkindern fragen, von meiner Familie erzählen, was ich mache, wo ich schon überall war, was sie doch für schöne Blumen auf dem Nachttisch hat… blablabla. War zwar ein bisschen langweilig, aber immerhin konnte ich ein bisschen Russisch sprechen und musste niemanden füttern (oder schlimmer:-P) Die Krankenschwestern waren sehr unfreundlich, aber ich denke, wird auch nicht gerade ein Traumjob sein, dort zu arbeiten. Die Stimmung war dementsprechend fröhlich und die gefängnishafte Infrastruktur machte es auch nicht besser. Nichts mit Sömmerliferien und Töggelichaschte;-)
Am Nachmittag dann noch eine kurze Sitzung, sollte mir für den Kids Klub am Samstag ein paar Spiele überlegen (Jungschärler, schickt mir Ideen!!)) und Morgen werden wir Familien besuchen und ihnen Essen bringen. Wahnsinnig viel zu tun habe ich nicht, aber ist mir auch gerade recht, sie haben nämlich eine spannende Bibliothek:-)
Und hier noch eine Überlebensanleitung für’s Kaltwasserduschen: Wasser aufkochen, im Becken mit Kaltem mischen und mit einer kleinen Pfanne über den Kopf kippen. Geht gar nicht schlecht, aber entbehrt sich jeglicher Gemütlichkeit… Macht euch auf was gefasst, wenn ich nach Hause komme – werde bestimmt 3 Tage WARME Dusche nehmen, in einen WARMEN Badezimmer wo die Platten festgeklebt und nicht einfach auf den Boden gelegt sind und wo man sich nicht wie in einem Gefängniskerker fühlt:-P
Also gell, nicht dass ihr euch Sorgen machen müsstet, mir geht’s wirklich gut!!! Ist einfach nicht gerade mein Lebenstraum, aber bin ja da um was zu lernen und das mach ich auch:-) Paka….
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Oh, wo bist Du denn da gelandet? War mir überhaupt nicht bewusst, dass sich an Dein St. Petersburg Experiment noch ein Überlebenscamp anschliesst !!!??? Auf welchem TV-Kanal kann man das begucken ??? ...
AntwortenLöschenOoops! Auch das wirst du überleben - nach uralten Knatterliften, mörderischen Autofahrern und hässigen Verkäuferinnen - eine weitere Facette des russischen "way of life". Hats wenigstens einen netten Igor oder Alexej? ;-) Also alles Gute!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenTja, leider hat mich das Fernsehen noch nicht entdeckt, aber du kannst ja mal ein SF-Team vorbeischicken... und obwohl ich nun doch schon einige nette Russen kenne - einen Igor oder Alexej habe ich leider noch nicht getroffen;-)
AntwortenLöschenxxx